Im jüngsten EKV-Onlinegespräch war David Beasley aus Washington DC zugeschaltet. Beasley ist ehemaliger Governor des US-Bundesstaats South Carolina und leitet heute als Executive Director das World Food Programme (WFP), eine der wichtigsten UN-Organisationen. Dem WFP wurde der diesjährige Friedensnobelpreis zugesprochen.
Im Rahmen der Reihe „Europaweit. Kraftvoll. Vernetzt. EKV.“ konnte EKV-Vorsitzender MdEP Lukas Mandl den Executive Director des World Food Programme (WFP), David Beasley, begrüßen. Beasley ist ein ehemaliger Governor des US-Bundesstaats South Carolina. Dem World Food Programme wurde der diesjährige Friedensnobelpreis zugesprochen. Das WFP hat seinen Sitz in Rom.
Beasley, der aus seiner starken persönlichen Motivation aus dem christlichen Glauben keinen Hehl machte, berichtete von seinem persönlichen Werdegang sowie von seiner Arbeit an der Spitze dieser wichtigen UN-Organisation, vom Kampf gegen den Hunger, dessen Bedeutung für einzelne hungernde Menschen sowie zur Vermeidung weiterer Eskalationen in Krisenregionen.
Nach seiner Keynote und einem Gespräch mit Mandl stellte sich Beasley den Fragen des Panels, die aufgrund der großen Zahl an Teilnehmenden schriftlich gepostet und durch EKV-Generalsekretär Felix Geyer mündlich eingebracht wurden. – Beasleys Ausführungen waren nicht nur getragen von starkem persönlichem „Commitment“ zur Hilfe für Arme und Hungernde. Der Executive Director, der aus Washington DC zugeschaltet war ließ auch mit konkreten Zahlen aufhorchen:
Hunger entsteht durch von Menschen verursachte Konflikte
Rund sieben Millionen Hungertote gebe es dieses Jahr. Etwa 100 Millionen Menschen versorge das WFP täglich mit Nahrung. Beasley war es wichtig, bewusst zu machen, dass die Ursache für Hungersnöte und das Verhungern von Menschen „men-made conflicts“, also durch Menschen verursachte Konflikte, seien. Das zu begreifen, sei für die Bekämpfung der Ursachen enorm wichtig. Im laufenden Jahr sei die Situation durch die Pandemie verschärft worden, weshalb für das Jahr 2021 noch mehr Hungertote zu befürchten seien.
Beasley brachte die Dramatik der Situation klar zum Ausdruck: Nach einer Zeit von etwa zwei Jahrhunderten, die bei steigender Weltbevölkerung ein stetiges Sinken des Anteils von Menschen, die Hunger leiden, gebracht hätten, führten die aktuellen Umstände nun zu einem Ansteigen.
Er sei gerade dabei, von den USA und anderen Staaten für das herausfordernde kommende Jahr zusätzliche Gelder zu lukrieren. Und abseits der menschlichen Dimension gab Beasley zu verstehen, dass die Kosten für die Folgen von Hungersnöten, die nicht bekämpft würden, um ein Vielfaches höher wären als jene für den Kampf gegen den Hunger. Denn was aus Hungernöten resultiere, seien „Gewalt, bewaffnete Konflikte, Unterdrückung, Vertreibung und Massenmigration.“ Wenn eine Situation einmal so eskaliere, seien friedensstiftende Maßnahmen noch viel teurer. Nahrung sei „eine Waffe des Friedens“.
Das langfristige Ziel für betroffene Staaten und Gesellschaften müsse gleichsam „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein, gab Beasley zu verstehen. Das World Food Programme könne auf eine Reihe an Beispielen erfolgreicher Projekte zurückblicken, die im Endeffekt dazu geführt hätten, dass ganze Gesellschaften und Staaten nun ohne Hilfe von außen die Ernährungssituation gut stabilisiert hätten. Auch im Kleinen gehe es oft um strukturelle Verbesserungen, etwa die Schaffung nachhaltiger Wasserversorgung für entlegene Siedlungen.
Auf die Frage, wie Besaley sich und sein Team motiviere, antwortete dieser, dass er sich nicht nur die Kinder, die gerettet werden konnten, vor Augen führe, sondern auch jene, die nicht rechtzeitig erreicht werden konnten. Es ist Beasleys Ziel, „das WFP zum effizientesten und effektivsten Programm zu machen“. Außerdem, so Beasley, solle jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter des WFP bewusst sein, dass jeder eingesparte Dollar vier Menschen eine Tag lang ernähren könne.
Beasley spricht auch von Motivation als „gläubiger Mensch“
Der erfahrene US-Politiker und nunmehrige Leiter einer der wichtigsten UN-Organisationen nannte als persönliche Kraftquelle auch seinen christlichen Glauben, etwa indem er sagte, durch den Glauben sei für ihn klar, dass jeder Mensch gleich viel wert sei. Dieses Verständnis sei ein wichtiger Antrieb für die Arbeit für jedes hungernde Kind, jeden hungernden Menschen. Beasley erinnerte auch an eine wichtige Tatsache: „In der Menge ist bei weitem genug Nahrung auf der Welt da, um alle Menschen zu ernähren.“
EKV-Vorsitzender Lukas Mandl, der Beasley auch aus der laufenden Zusammenarbeit kennt, resümierte in seinen Dankesworten: „David Beasley ist gleichzeitig ein ‚inspiring leader‘ und ein ‚true believer‘. Das macht sein Beispiel so glaubwürdig und drängt uns, auch einen Beitrag zu leisten. Die Ausführungen von David Beasly sind nicht weniger als ein ‚wake up call‘ für jede und jeden, noch mehr gegen Armut und Hunger zu tun.“
Rückfragen:
Felix Geyer, Generalsekretär
E-Mail: felixgeyer@live.at
Tel: +43 660 430 4669
(07.12.2020)